Facts & Figures
- Fertigstellung
- 01/2025
- Leistungen
- Tragwerksplanung (LPH 1–6), Technische Gebäudeausrüstung (LPH 3–8), Thermische Bauphysik/Bauakustik (LPH 2–7), Nachhaltigkeitsplanung inkl. Ökobilanzierung (LPH 2–8), Konstruktiver Brandschutz
- Bauherr
- blu Gesellschaft für nachhaltige Immobilienprojekte mbH
- Architekt
- LRW Architekten und Stadtplaner PartG mbH
- BGF
- 8.722 m²
- Zertifizierung
- DGNB-Gold, QNG-PLUS
Sozialer Wohnungsbau neu gedacht: Modellprojekt für CO2-optimiertes Bauen
Ein Pilotprojekt mit Signalwirkung
UBS4 ist mehr als ein Wohnungsbauprojekt – es ist ein Reallabor für zukunftsfähiges Bauen. Das Konzept basiert auf einem klaren Fokus: CO2-Reduktion durch Materialwahl, Planungseffizienz und energetische Optimierung. Die intensive Zusammenarbeit zwischen Planenden, Industriepartnern und Handwerksbetrieben ermöglichte eine integrale Planung von Beginn an.
Unsere Leistungen für eine nachhaltige Zukunft
Wir waren mit einem interdisziplinären Leistungsspektrum beteiligt: Neben Tragwerksplanung und Technischer Gebäudeausrüstung verantworteten wir auch die Ökobilanzierung sowie die Planung von Bauphysik, Akustik und Brandschutz. Damit konnten wir frühzeitig fundierte Impulse zur Materialwahl, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit im Gesamtkontext setzen.
Frühzeitig nachhaltig geplant
Bei diesem Wohnungsneubauprojekt mit 71 Sozialwohnungen wurden bereits in der Vorentwurfsphase verschiedene Varianten hinsichtlich Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit untersucht. Dabei zeigte sich, dass gerade in frühen Planungsphasen oft Entscheidungen auf Basis von Bauchgefühl oder Erfahrungswerten getroffen werden, die später nicht mehr optimal korrigiert werden können.
Im Rahmen des Projekts wurde deshalb eine detailliertere Planung durchgeführt, die über die üblichen Leistungen nach HOAI hinausging. So konnten unterschiedliche Bauweisen und Energiekonzepte miteinander verglichen und deren Nachhaltigkeitsauswirkungen verlässlich eingeschätzt werden.
Die Ergebnisse zeigen eindrücklich das CO2-Einsparpotenzial:
- In der konventionellen Bauweise lag die Bilanz bei 26,1 kg CO2/(m²a).
- In der optimierten Variante konnte dieser Wert auf 22,0 kg CO2/(m²a) gesenkt werden.
- Auf das gesamte Gebäude mit 71 Sozialwohnungen über 50 Jahre hochgerechnet entspricht das einer Reduktion von rund 1.500 Tonnen CO2.
Damit wurde deutlich, dass durch frühzeitige und integrale Betrachtungen im Planungsprozess erhebliche ökologische und ökonomische Verbesserungen möglich sind. Genau an diesem Punkt setzt der „Grüne Faden“ als Methode an: Die positiven Erfahrungen aus dem Beispielprojekt sollen systematisiert und für künftige Bauprojekte anwendbar gemacht werden.
Innovative Materialien und Bauweisen
Das Tragwerk wurde als Holzskelettbau mit Brettsperrholzdecken konzipiert. Die außenliegenden und trennenden Wände bestehen aus vorgefertigten Holzrahmenelementen mit Zellulosedämmung. Im Innenausbau kamen u.a. Strohbauplatten zum Einsatz.
Besonders hervorzuheben ist der Einsatz von zementfreiem Geopolymerbeton (EFC® - Earth Friendly Concrete) im Bereich der Tiefgarage und Treppenhauskerne – ein Novum im deutschen Hochbau. Die Fertigteilfassade besteht aus Recycling-Klinkern, die aus Abbruchmaterialien gewonnen wurden.
Standardisierung trifft Nachhaltigkeit
71 standardisierte Fertigteilbäder, vorgespannte CPC-Balkonplatten aus Carbonbeton und eine konsequente Modulbauweise sorgen für kurze Bauzeiten, reduzierten Ressourcenverbrauch und eine hohe Ausführungsqualität.
Klimafreundliche Energieversorgung und Biodiversität
Das Energiekonzept umfasst den Anschluss an das Fernwärmenetz sowie eine großflächige Photovoltaikanlage auf den Dächern. Die Außenanlagen sind naturnah und biodivers gestaltet – mit heimischen Pflanzen und ohne chemische Düngemittel oder Pestizide.
Wissenstransfer inklusive
UBS4 liefert wertvolle Erkenntnisse für künftige Projekte. Das Zusammenspiel aus Standardisierung, innovativen Baustoffen und nachhaltiger Planung zeigt, was im sozialen Wohnungsbau möglich ist – auch unter engen Budgetvorgaben.
Das Wesentliche auf den Punkt gebracht
- Ganzheitlicher Nachhaltigkeitsansatz von Beginn an: Nachhaltigkeit wurde methodisch fundiert schon in der Vorentwurfsphase integriert.
- Pionierarbeit beim Materialeinsatz: Geopolymerbeton, Recycling-Klinker, Zellulosedämmung und Strohbauplatten zeigen Wege in die Kreislaufwirtschaft.
- Effizienz durch Standardisierung: Vorgefertigte Module und klare Rastermaße sorgen für kurze Bauzeiten und hohe Qualität.
- Messbare CO2-Einsparung: Rund 1.500 Tonnen CO2 konnten im Lebenszyklus eingespart werden.
- Modellcharakter für die Wohnungswirtschaft: UBS4 liefert Erkenntnisse für skalierbare Nachhaltigkeitsstrategien im sozialen Wohnungsbau.